Verbale Gewalt: Schmerzhafte Worte verletzen Kinderseelen. Immer mehr Eltern lehnen Gewalt in der Erziehung ab. Doch dass auch verbale Gewalt schlimme Kerben in der kindlichen Seele hinterlassen kann, ist vielen gar nicht bewusst. Mit Worten kann man oft sogar mehr verletzen als mit anderen Formen von Strafe. Sie zerstören Vertrauen und greifen das Selbstwertgefühl massiv an. Was ist "seelische Gewalt"?„Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“ So steht es in unseren Gesetzen. Doch wo fangen seelische Verletzungen an? Grundsätzlich kann man sagen, dass psychische Gewalt Äußerungen und Verhaltensweisen sind, die dem Kind Angst machen, es herabsetzen und ihm das Gefühl vermitteln, wertlos zu sein, nicht geliebt zu werden. Es handelt sich also um Maßnahmen wie entwürdigende Bezeichnungen, Schweigen als Strafe, Aussperren und Erniedrigen, zum Beispiel durch verächtliche Aussagen, öffentliches Demütigen oder bestimmte Gesten."Dann habe ich dich eben nicht mehr lieb"Psychische Gewalt zählt zu den häufigsten Formen von Gewalt an Kindern und wird oft sehr subtil ausgeübt. Man muss ein Kind nicht schlagen, um ihm weh zu tun. Liebesentzug und Herabsetzung sind eine ebenso grausame Maßnahme wie jede Demütigung. Oftmals geschieht das gar nicht bewusst. Aussagen wie „Wenn du jetzt nicht gleich hörst, dann hab ich dich nicht mehr lieb“ oder „Wie dumm kann man eigentlich sein?“ werden unüberlegt dahingesagt und hinterlassen doch ihre Spuren. Vor allem kleine Kinder sind dieser Form der Gewalt häufig ausgesetzt und können sich gegen die Abwertung, die sich in ihre Seele schleicht, nicht wehren. Wissenschaftler der Universität Leipzig haben sogar herausgefunden, dass emotionaler Stress dieser Art im Gehirn Spuren hinterlässt, Liebesentzug also im wahrsten Sinne des Wortes für Narben sorgt. Lebenslanger seelischer Ballast. Wenn Eltern ihr Kind mit Schweigen bestrafen, so werden sie über kurz oder lang seinen Willen brechen. Denn ein Mensch möchte geliebt werden. Und das Kind lernt daraus, dass es nur dann geliebt wird, wenn es sich konform verhält, brav ist. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass es sich auf die positiven Gefühle seiner Eltern ihm gegenüber nicht verlassen kann, da es nicht dafür geliebt wird, wie es ist, sondern dafür, wie es sich verhält. Wenn sich diese Erfahrung wiederholt, wird das Kind darauf programmiert, sich für nicht liebenswert zu halten, der Liebe nicht würdig zu sein. Und dieses Gefühl wird es sein Leben lang als seelischen Ballast mit sich herumtragen. Elterliches Schweigen als Folter. Sein Kind zur Strafe zu ignorieren und sämtliche Versuche desselben auf Versöhnung schweigend abzulehnen, führen dazu, dass das Kind sich nicht nur hilflos sondern auch schutzlos fühlt. Viele Kinder haben mehr Angst vor diesem Gefühl als vor körperlicher Gewalt. Wobei man natürlich nicht außer Acht lassen darf, dass auch jede Form körperlicher Gewalt automatisch eine seelische Verletzung beinhaltet. Verbale Gewalt hinterlässt keine sichtbaren Spuren. Wenn Kinder illegale Musik-Tauschbörsen nutzen, müssen die Eltern sie. indem sie schlicht über ihre Internetaktivitäten schweigen. Eltern können also. Was tun wenn Eltern schweigen? Hey (. Eltern getrennt, wenn ich beim einen bin vermisse ich den anderen und umgekehrt. Was tun, liegt es an Pubertät? Das Schlimme an der psychischen Gewalt ist auch, dass sie oft sehr viel später von der Umwelt wahrgenommen wird. Sie hinterlässt keine sichtbaren Zeichen, sondern untergräbt schleichend das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl. Das hat oft noch im Erwachsenenalter schlimme Folgen. Kinder, die mit Liebesentzug klarkommen mussten, haben auch später in ihren Beziehungen zu anderen Menschen häufig Probleme damit. Oft greifen sie selbst zu diesem Mittel, obwohl sie wissen, was es bewirken kann. Psychische Grausamkeit wird oft unbewusst und unüberlegt ausgeübt. Seelische Gewalt an Kindern ist ein Thema, das erst langsam in das Bewusstsein der Öffentlichkeit dringt. Es ist schwer zu fassen und wird vom Einzelnen oft ganz unterschiedlich bewertet. Auch die häufig vorkommende Vermischung mit anderen Formen der Gewalt erschwert eine klare Abgrenzung. Die Frage, wann es sich tatsächlich um seelische Gewalt handelt, ist nicht ganz einfach zu beantworten. Die eigentliche Intention des Erwachsenen, die grundsätzliche Bindung aber auch die individuelle psychische Verfassung des Kindes spielen hierbei eine Rolle. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Formen der psychischen Gewalt von den Eltern und Erziehenden unbewusst und vor allem unüberlegt ausgeübt werden. Recht auf Liebe. Jedes Kind hat ein Recht auf Liebe, auch dann, wenn es Fehler macht. Man kann sein Verhalten kritisieren, sollte ihm aber immer signalisieren, dass es trotzdem geliebt und wertgeschätzt wird. Denn das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Wenn Kinder und Jugendliche ihre Eltern schlagen. Das darf es in unserer Familie doch nicht geben! Im Nachhinein erscheint den Betroffenen seltsam unwirklich, was sich soeben in ihrer Wohnung ereignet hat. Da will sich eine gut situierte Familie an den Tisch zum Essen setzen. Doch der 1. 3jährige Sohn ist mal wieder nicht bereit, sich an die Regeln des Zusammenlebens zu halten. Eine lautstarke verbale Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn beginnt. Als der Befehlston des Vaters keine Wirkung zeigt, steht er vom Tisch auf und richtet sich drohend vor seinem etwas kleineren Sohn auf. Der schlägt ihn mit beiden Fäusten kräftig in den Magen. Als der Vater sich vor Schmerzen auf dem Boden liegend krümmt, tritt der Junge ihn mit Füßen und beschimpft ihn mit üblen Worten. Zum ersten Mal ist in dieser Familie etwas geschehen, das allen die Sprache verschlägt. Wie gelähmt sitzt die Mutter am Tisch. Später sagt sie: “Als unser Sohn zum ersten Mal meinen Mann niedergeschlagen hat, war ich geschockt und ich konnte es nicht glauben. Da ist etwas geschehen, was es eigentlich nicht geben darf. Ich hatte noch nie davon gehört. Das war alles so furchtbar. Die Nachbarn haben vielleicht alles mitgekriegt und denken sich ihren Teil. Wenn wir zu Hause erzählen, was in der Schule passiert, geschieht ein Unglück, und wir fliegen alle von der Schule. Eltern bringen ihre Kinder zum Schweigen. · Viele Eltern schweigen aus Scham. Die genaue Zahl der Übergriffe ist schwer zu erfassen. Wenn Kinder ihre Eltern schlagen (Quelle: Patrick Pleul/dpa). Book Download Wenn Kinder Schweigen - Redehemmungen Verstehen Und Behandeln - Ein Praxisbuch PDF is free book format epub kindle Wenn Kinder Schweigen - Redehemmungen.
Was sind wir doch für eine kaputte Familie! Eine Zeit lang hatte ich Angst, dass wir jetzt alle in die Psychiatrie kommen. Wir ticken ja nicht mehr richtig!” Aber am nächsten Tag sind alle Familienmitglieder zur Tagesordnung übergegangen und haben gehofft, einmal ist keinmal. Doch die Auseinandersetzungen wiederholen sich. Immer richtet sich die Aggression des Jungen gegen den Vater, der in seinen Augen ein schwammiges “Weichei” ist. Er provoziert mit verletzenden Worten, spuckt dem Vater ins Gesicht und schlägt zu. Der Satz einmal ist keinmal hat keine beruhigende Wirkung mehr. Die Angst vor der nächsten gewalttätigen Szene macht sich breit. Trotzdem dauert es seine Zeit, bis den betroffenen Eltern bewusst wird, was sich da zwanghaft wiederholt. Vor allem lernen sie unangenehme Schamgefühle kennen und isolieren sich von Freunden und Bekannten. Niemand soll erfahren, was bei uns zuhause läuft! Die furchtbare Scham. Wie geht es einem Vater, einer Mutter, die von ihrem größer werdenden Kind geschlagen werden? Sie schämen sich, und diese Scham ist abgrundtief. Vermischt mit Schuldgefühlen zieht sie den Boden unter den Füßen weg. Das schlagende Kind macht die Eltern schutzlos und klein. Der Übergriff eines Kindes auf einen Elternteil verursacht große Schuld- und Insuffizienzgefühle. Die Welt steht auf dem Kopf in unserer Familie, und ich habe es nicht verhindern können.” Der Vater nimmt sich vor, den Raum zu verlassen, sobald die Streitereien wieder anfangen. Doch das gelingt ihm nicht. Die Woge der Destruktivität reißt alle mit. Scham gehört zu den natürlichen menschlichen Emotionen, die im Zusammenleben einer Gemeinschaft eine große Rolle spielen. Ihre körperlichen Niederschläge werden als unangenehm und bedrängend erlebt. Das Herz klopft verstärkt, der Puls beschleunigt sich, die Haut rötet sich. Wer sich schämt, traut sich nicht, dem anderen ins Gesicht zu schauen. Befindlichkeiten wird schnell vergessen, dass Scham eine schützende Funktion hat. Sie zwingt mich, auf mich zu schauen und zieht mich dadurch aus der beschämenden Situation heraus. Geschlagene Eltern werden mit ihrer Scham konfrontiert, weil sie ihrem bisherigen Selbstbild als gute Eltern nicht mehr entsprechen. Das sind schwer zu verdauende Brocken! Jetzt wird auch verständlich, warum diese Familien die Schotten dicht machen. Eine Schande ist das! Wer zum Opfer aggressiver Übergriffe von Sohn oder Tochter wird, ist froh, wenn er ungefragt und ungesehen von der Öffentlichkeit in die Wohnung kommt. Aber auch die hat sich verändert. Sie ist nicht länger ein Ort des Schutzes und der Behaglichkeit. Wer traut sich da noch, Nachbarn einzuladen? Sie könnten ja etwas mitbekommen von den Grenzüberschreitungen. Zum Glück geht der Krug so lange zum Brunnen, bis er bricht. Hoffentlich ist das recht bald. Was aber führt die Wende herbei? In nicht wenigen Fällen wird ein Telefonanruf bei der Polizei zum Wendepunkt. Die Mauer des Schweigens zerbricht mit Hilfe der Ordnungsmacht des Staates. Ihre Präsenz in der Wohnung wirkt als positive Gegenkraft, die das familiäre Chaos zu ordnen versucht. Nur auf diese Weise kann die Familie aus dem Gefängnis ihrer gegenseitigen Verstrickungen wieder herausfinden. Allein schafft das niemand. Da das Polizeiauto auf der Strasse allen Nachbarn zeigt, was Sache ist, kann keiner mehr die Augen verschließen. Was unterm Teppich war, kommt endlich ans Licht. Der Blick von außen enthüllt die Schwachstellen. Ein Polizeibeamter, der mit seinem Kollegen in die geschlagene Familie gerufen wurde, berichtet: “Diese Eltern sind unfähig, Grenzen zu setzen. Der Junge ist total verwöhnt und weiß, er kann sich alles erlauben. Von Zeit zu Zeit versucht der Vater den starken Mann zu spielen und will rigoros Grenzen setzen, ist aber unfähig, sich entsprechend zu verhalten. In den Augen des Sohnes bleibt er ein Schwächling, und die Mutter betreibt Augenwischerei. Sie ist abhängig vom Wohlwollen ihres Sohnes, sie verzeiht ihm alles, und das nützt dieser voll aus. In dieser Wohnung kann man die Entfremdung und Beziehungslosigkeit geradezu riechen. Was jahrelang unter den Teppich gekehrt wurde, stinkt. Jetzt hat der Vater Anzeige wegen Körperverletzung gegen seinen Sohn erstellt. Auf diese Weise kommt der Stein ins Rollen.”Der Hilflosigkeit der Eltern steht die Macht der Polizei gegenüber. Die Grenzenlosigkeit, unter der alle leiden, wird in eine erste Schranke gewiesen. Endlich wird das Verhalten des Sohnes und der Eltern an allgemein gültigen Werten und Normen gemessen. Die helfende Instanz des Staates greift in ein krankes familiäres Gefüge ein und setzt dadurch im günstigen Fall einen Wachstumsimpuls. Dem Jungen gibt ein Aufenthalt in der Jugendpsychiatrie die Möglichkeit, sich unter positiven Bedingungen weiter zu entwickeln. Nach der Klinik beginnt er ein neues Leben in einer Pflegefamilie. Die Kontakte zu seinen Eltern, deren Ehe in der Zwischenzeit geschieden wurde, sind sehr lose. Kontaktstörungen. Alle Formen eines Übergriffs lassen sich auf Störungen im Bereich der Beziehungen zurückführen. Die betroffenen Kinder und Jugendlichen erleben ihre Eltern nicht als schützende und Halt gebende Personen, sondern als sehr schwach. Dadurch vermindert sich ihre eigene Stabilität und hindert sie daran, sich gut, sicher und o. Jeden Tag verbrauchen sie viel seelische Energie, die Diskrepanz zwischen dem berechtigten Wunsch nach Sicherheit und der erfahrenen Realität auszugleichen. Irgendwann ist der Punkt erreicht, wo sie die beidseitige Hilflosigkeit nicht mehr ertragen können. Da hilft nur noch Draufschlagen! Häufig geschieht dies in Familien mit einer allein erziehenden Mutter, bei sozial schwachen Eltern, aber auch in Familien mit einem alkoholkranken Elternteil. Da den schlagenden Kindern und Jugendlichen meist ein gesunder alltäglicher Austausch mit Gleichaltrigen fehlt, sind ihre sozialen Ressourcen blockiert. Wer keine stabilisierenden Freundschaften erlebt, soziale Anerkennung und Wertschätzung nicht kennt, kann der häuslichen Atmosphäre der Hilflosigkeit wenig entgegensetzen. Misstrauen und Angst bestimmen den Blick in die Welt. Manche Jugendliche stärken ihr schwaches Selbstwertgefühl durch Drogen und Alkohol, was zu einem Anstieg der verbalen und körperlichen Gewalt führt und zusätzliche Probleme hervorruft. Die Eltern versuchen durch Einschränkungen oder Gängelung Einfluss zu nehmen. Da sie aber unfähig sind, geduldig und konsequent am Problem zu arbeiten, bleibt der Erfolg aus. Jede Begegnung in der Wohnung wird von einer unerträglichen Spannung begleitet. Schreien und lautes Schimpfen sind an der Tagesordnung. Irgendwann wird es unerträglich, der Sohn oder die Tochter geht der Mutter an den Kragen, würgt sie oder wirft sie gegen die Wand. Die gegenseitige Verstrickung scheint ausweglos. Im Hinblick auf das Verhältnis der Geschlechter werden Jungen häufiger Täter als Mädchen, und allein erziehende Mütter häufiger Opfer als Väter. Wie ist es aber in Familien mit mehreren Kindern? Die Geschwister suchen Auswege. Ein 1. 2jähriges Mädchen leidet unter den aggressiven Bedrohungen durch ihren 1. Bruder. Sobald er zuviel getrunken oder Drogen genommen hat, schreit er in der Wohnung herum, er würde sie alle noch umbringen, sie würden ja dann schon sehen, was er kann. Die Mutter hat große Angst vor ihrem Sohn. Verschiedene Male hat er sie bereits geschlagen. Da er wesentlich stärker und größer ist als die schmächtige Frau, fühlt sie sich ihm ausgeliefert. Ihre Tochter ist nicht mehr bereit, die Aggression des großen Bruders als gegeben hinzunehmen und wagt den mutigen Schritt nach außen. Da fasst sich ein Geschwister ein Herz und nimmt Verantwortung wahr für sich und die anderen in der Familie. Nach einem ersten Gespräch mit dem Vertrauenslehrer ihrer Schule wendet sie sich ans Jugendamt. Sie geht diesen eigenständigen Schritt ohne das Einverständnis ihrer Mutter. Durch den Rückhalt, den ihr informierte Außenstehende geben, verfügt sie über das nötige Stehvermögen gegenüber dem geschlagenen Elternteil. Die Angst um die eigene Sicherheit und das Mitleiden mit der hilflosen Mutter machen ihr Beine. Dabei ignoriert sie die oft gehörten Sätze: “Wehe, du erzählst irgendjemandem, was bei uns los ist!” oder “Wenn das rauskommt, dann landen wir alle in der Klapsmühle!” oder “Wenn das rauskommt, dann hänge ich mich auf!”Der Schritt des Mädchens geht nach vorne. Aber das heißt noch nicht, dass die Verstrickung von Mutter und Bruder auch gelöst wird. Es ist durchaus möglich, dass das Mädchen am Ende einer Reihe beratender Gespräche beschließt, dem Frieden zuhause nicht zu trauen und lieber in eine Pflegefamilie oder in ein Internat zu gehen. Diese Tochter hat einen Ausweg für sich gefunden. Darum geht es letztendlich in Familien mit schlagenden Kindern: Jeder muss lernen, was er braucht. Jeder muss seinen ganz eigenen Weg gehen.
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March 2019
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